Inflation: Europäische Zentralbank räumt Fehler ein!

Zuletzt aktualisiert: 10. Februar 2022│   Geschätzte Lesezeit: 3,2 Minuten

Die Europäische Zentralbank (EZB) räumt Fehler bei der Berechnung der seit Monaten anhaltenden Teuerungswelle ein. Eine bemerkenswerte Kehrtwende im Rahmen der Inflationsprognose. Geraume Zeit hatten die EURO-Währungshüter bestritten, dass die erheblichen Preissteigerungen von langer Dauer sein würden, doch nun revidierten sie diese Einschätzung.

Fehlender Faktor in der Berechnung und geldpolitische Strategie

Isabel Schnabel, Wirtschaftswissenschaftlerin und seit dem Jahr 2017 Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, räumte in einer unlängst gehaltenen Rede ein, dass bei den vor Monaten prognostizierten Werten zur Inflation und den damit verbundenen Teuerungswellen der jüngsten Vergangenheit ein entscheidender Faktor der Berechnung nicht berücksichtigt wurde. Die explodierenden Preise für Energie, ein regelrechter Turbo der Inflation, wurden schlichtweg übersehen. Noch im September des letzten Jahres hatte Schnabel in einer anderen Rede zur geldpolitischen Strategie der EZB als neuen Kompass und Maßstab das Gespenst der Inflation als kurzfristige Erscheinung bezeichnet. Sie hob dabei hervor, dass sich die Stimmung im Euroraum deutlich positiver gestalte und Unternehmen sowie Verbraucher spürbar optimistisch in die Zukunft blicken würden.

Die EZB-Direktorin verwies auf die zurückliegende sehr lange Phase einer äußerst niedrigen Inflation und bewertete den als kurzfristig anzusehenden Anstieg als eher positives Signal, um der Fiskal- sowie Geldpolitik des Euroraumes neue Chancen zu ermöglichen, aus dem seit Jahren anhaltenden Niedrigzinsumfeld zu gelangen. In dem aktuellen Vortrag Schnabels stehen die enorm angestiegenen Energiepreise im eindeutig hervorgehobenen Kontext mit der politischen Wende zu einer grünen Energiequellenversorgung, welche mittelfristig das Risiko einer höheren Inflation beinhalten würden. Eine nahezu 180-Grad-Wende, die kaum erklärbar scheint. Auch für Ökonomen wie beispielsweise Thomas Mayer, verantwortlicher Vermögensverwalter der Flossbach von Storch AG, ein merkwürdiges Vorgehen, da die EZB den plausiblen Faktor der seit Monaten ansteigenden Energiepreise als Bewertungskriterium zur Inflationsgefahr längst hätte erkennen müssen. Wie der Umstand des augenscheinlichen Berechnungsfehlers zustande kam, darüber schweigt die EZB-Direktorin.

Auswirkungen in Milliardenhöhe

Festzuhalten bleibt, dass die Versäumnisse innerhalb der Berechnung durch die EZB allein die Bundesdeutschen unter dem Strich Milliarden kosten werden. Hauptgrund: Die Eurohüter unter Präsidentin Christine Lagarde haben bis dato nichts gegen den anhaltenden Preissteigerungsschock unternommen und auch keine Zinserhöhungen beschlossen. Professor Volker Wieland, Wirtschaftsweiser von der Goethe-Universität Frankfurt, sieht darin ein klares Versäumnis und fordert die EZB zum umgehenden Handeln auf. Wieland rechnete gegenüber der Presse vor, dass die Deutschen laut Angaben der Bundesbank über zuletzt rund 2,6 Billionen Euro an Bankeinlagen und Bargeld verfügten. Unter der Berücksichtigung einer Inflationsrate von 5,3 Prozent für den Zeitraum von Dezember 2020 bis Dezember 2021 hat sich hierbei grob überschlagen ein Kaufkraftverlust von 135 Milliarden Euro ergeben. Dieses seien 1.700 Euro pro Kopf.

Der Wirtschaftsexperte Wieland sieht auch für das noch junge Jahr 2022 keine wirkliche Besserung und verwies darauf, dass die EZB die selbst herausgegebene Inflationsprognose bereits von den ursprünglichen 1,7 Prozent auf 3,2 Prozent nach oben korrigieren musste. Eine Korrektur in diesem Ausmaß habe es noch nie zuvor gegeben, so Wieland gegenüber der Presse. Eine mögliche Leitzinserhöhung für das laufende Jahr, die innerhalb der USA schon in Aussicht gestellt wurde, hätte sich auch die EZB offenlassen können, um ein wirksames Mittel gegen die Inflation in den Händen zu halten. Ob EZB-Präsidentin Lagarde den momentanen Warnruf wirklich zum Agieren bewege, sei vermutlich unwahrscheinlich, führte Wirtschaftsweise Wieland weiter an, denn auch wenn Direktionsmitglied Isabel Schnabel plötzlich eine Kehrtwende vollzogen hat, so hält der EZB-Chefökonom Philip Lane die Entwicklung der Inflation als nicht besorgniserregend.

Nicht betroffen von den Corona-Zuschlag-Zahlungen sind beitragsfreie Kinder, Anwartschaften ohne sich bildende Alterungsrückstellungen („kleine Anwartschaften“), Hilfebedürftige nach Sozialgesetzbuch II oder XII, Versorgungsempfänger nach § 27 des Bundesversorgungsgesetzes und Personen, die Anspruch auf Arbeitslosengeld oder Grundsicherungsleistungen für Arbeitssuchende beziehen.

Weiterführende Quellen zu diesem Thema

1. Berliner Zeitung
2. Rede Isabel Schnabel in Baden-Baden
3. Wirtschaftswoche

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